Bernd Russbach ist ein Mann mit Ausdauer. Wenn er nicht im Weinberg steht, trainiert er für den nächsten Triathlon. Und Triathleten – immerhin beherrschen sie die Disziplinen Laufen, Radfahren und Schwimmen und bewältigen dies über eine festgelegte Distanz hintereinanderweg – wissen, dass man sich seine Kräfte gut einteilen muss, um ins Ziel zu gelangen. Wie in einem Weinjahr. Besonders in anspruchsvollen Jahren wie 2018, in dem früh gelesen werden musste und der Lesezeitpunkt durch den schnellen Reifefortschritt wie in kaum einem anderen Jahr über die Güte der Weine bestimmte. In seinen Lagen rund um Eppelsheim – im Felsen, Feuerberg und auch im renommierten Westhofener Morstein – arbeitet Russbach naturnah. Durch Ertragsreduktion sorgt er für höhere Konzentration und Komplexität. Bei der Gärung setzt er auf computergesteuerte Temperaturkontrolle über das Ferm-Track-System (von Fermentation Tracking). Mit dieser Technik hat er immer unter Kontrolle, was gerade in welchem Fass geschieht, und kann entsprechend eingreifen. Selbst der gewünschte Zuckergehalt eines Weins nach der Gärung ist einstellbar. Im 2018er Jahrgang setzte Russbach vor allem auf fruchtige Aromen. Die Weine sind duftig, jugendlich und frisch und brauchen teilweise noch etwas Zeit, um zur Ruhe zu kommen. Besonders positiv fiel in der Verkostung aber der 2015er Spätburgunder Ortswein aus den Eppelsheimer Lagen auf, der ausgewogen, seidig und mit schöner Intensität strahlt.
Gault&Millau 2020